Handwerker entzünden Dachstuhl – Flugreise des Eigentümers abgebrochen – 4-fach Premiere unter den Feuerwehrleuten – 45 Helfer vor Ort…
Am Freitagmorgen des 6. Oktober 2017 machten sich einige Handwerker daran ein Hausdach in der Homburger Straße abzudichten. Die Dachdecker errichteten ein Gerüst und begannen neue Dachpappebahnen aufzulegen und mit einem Gasbrenner zu verkleben. Während der Arbeiten erhitzten sich die Dachkonstruktion und die Dämmung darunter soweit dass es zu einem Schwelbrand kam, der sich vom Wind angefacht immer weiter ins Dach ausbreitete.
Erste Löschversuche mit einem bereitgestellten Feuerlöscher brachten keinen Erfolg, sodass die Handwerker über den Notruf 112 umgehend die Feuerwehr alarmierten und geistesgegenwärtig alle Gasflaschen vom Brandherd entfernten. „Das schnelle Handeln der Dachdecker und das vorhandene Gerüst haben geholfen schlimmeren Schaden an den Nachbarhäusern zu verhindern. Hätte das Feuer mehr Zeit gehabt sich im Dach auszubreiten, wären die Dachstühle der angrenzenden Häuser wohl auch in Brand geraten.“, lobte die Feuerwehr später.
Als die Alarmempfänger der Feuerwehrleute ausgelöst wurden und das Stichwort „Dachstuhlbrand“ von der Leitstelle an den ersten Fahrzeugführer durchgegeben wurde, ließ dieser sofort die Feuerwehr Wöllstadt nach alarmieren, um auf jeden Fall genügend Kräfte vor Ort zu haben. Die Leitstelle hatte zuvor bereits die Feuerwehren Rosbach und Rodheim sowie die Drehleiter aus Friedberg und den Kreisbrandinspektor alarmiert.
Unter der Leitung des stellvertretenden Stadtbrandinspektors Martin Schneider und des Kreisbrandinspektors Lars Henrich wurde ein Trupp des Rosbacher Hilfeleistungslöschfahrzeugs unter Atemschutz zur Brandbekämpfung über das Gerüst aufs Dach geschickt, ein weiterer Trupp des Löschgruppenfahrzeugs aus Rodheim ging ebenfalls unter Atemschutz über das Gerüst und durch ein eingeschlagenes Fenster in das 2. Obergeschoss des Hauses vor.
Beide Trupps öffneten das Dach von innen und außen indem sie Ziegel und Dämmung entfernten und löschten die Flammen und Glutnester ab. Durch umsichtiges Handeln der beiden Angriffstrupps und Zugabe eines Löschmittelzusatzes konnte das Feuer mit wenigen hundert Litern Wasser gelöscht werden, sodass im Haus außer einer kleinen Wasserpfütze im 2. Obergeschoss kein Wasserschaden entstand.
Nachdem das Feuer unter Kontrolle war, öffnete der Trupp im Gebäude alle Fenster, sodass die Brandgase aus dem völlig verrauchten Haus abziehen konnten und mit den Wärmebildkameras der Wehren Rosbach und Rodheim wurden alle Dachbereiche nach Glutnestern untersucht.
Die Drehleiter aus Friedberg wurde zusätzlich zum Öffnen des Fensters im Obergeschoss und zum Öffnen des Daches eingesetzt.
„Parallel zu den Brandbekämpfungsmaßnahmen haben wir die angrenzenden Häuser des Reihenhausblocks durch weitere Kräfte nach Rauch und Glutnestern im Dachbereich abgesucht, um ein unbemerktes Ausbreiten des Feuers zu verhindern“ sagte Einsatzleiter Schneider nach dem Einsatz.
Die Mannschaften aus Ober- und Nieder-Wöllstadt sowie ein Rettungswagen standen zur Unterstützung bereit, mussten aber nicht mehr eingesetzt werden. Die Besatzung des Rettungswagens begann schon vor dem Eintreffen der ersten Feuerwehrleute damit die Wohnungen des betroffenen Reihenhausblocks abzulaufen und die Bewohner zu warnen und ggfs. zu evakuieren. „Die gute Vorarbeit und die kurze Einweisung durch den Rettungsdienst hat uns wertvolle Zeit zu Beginn des Einsatzes gespart“, sagte der Fahrzeugführer des ersten Löschfahrzeugs Matthias Maurer, „wir konnten uns sofort auf die Brandbekämpfung konzentrieren“.
Zum Abschluss des Einsatzes konnte sich auch die Polizei von der Drehleiter aus ein Bild vom Schaden machen und korrigierte die erste vorläufige Schätzung des Schadens auf 125.000 – 150.000 Euro. Der Eigentümer des Hauses wurde noch während der Löschmaßnahmen vom Dachdecker verständigt und brach eine Flugreise ab. Er wurde gerade noch am Flughafen in Frankfurt von der Nachricht des Ereignisses erreicht und kam während der Aufräumarbeiten an der Einsatzstelle an. Einsatzleiter Schneider benachrichtigte auch den ersten Stadtrat Heinz Sill über den Einsatz, der für das Feuerwehrwesen in der Stadt Rosbach zuständig ist. „Herzlichen Dank allen Einsatzkräften für die geleistete Arbeit und die ständige Einsatzbereitschaft“, sagte Sill und schloss auch die auswärtigen Kräfte, Polizei und Rettungsdienst mit ein.
Mehrere Premieren gab es bei diesem Einsatz: 2 Feuerwehrleute erlebten unter Anleitung erfahrener Kameraden den ersten Innenangriff unter Atemschutz nach der umfangreichen Ausbildung (beide waren erst am vergangenen Wochenende in einer holzbefeuerten Übungsanlage für Atemschutzgeräteträger und haben vorher ihren Atemschutzlehrgang und einige Übungen absolviert).
Ein Kamerad musste das erste Mal ein Löschfahrzeug mit Sondersignal zum Einsatzort fahren und ein weiterer Kamerad, der erst vor wenigen Wochen im alter von 50 Jahren als Neuling zur Feuerwehr kam erlebte seinen ersten Einsatz überhaupt – „und alle vier haben ihre Sache ausgezeichnet gemacht“, lobte Martin Schneider nach dem Einsatz.
Bilder: Marco Eckert, Martin Schneider – FF Rodheim v.d.H.
Text: Martin Schneider – stellvertretender Stadtbrandinspektor